Tagebuch von Dr. Isidior von Gruvenstein, 20.11. 5 n. WK 4

Der 20. November, im Jahre 5 nach dem 4. Wermuthkrieg

Liebes Tagebuch,

eben gelang es Herrn Eugenius und mir endlich, den Kapitän räumlich zwangszustabilisieren. Es gestaltete sich als einfacher als zunächst angenommen. Viele technische Fehlversuche gingen dem voraus: Fluktuationstheoreme wurden mit praktischer Ätherkunde logisch verflochten, in eine Schatulle deriviert und geschüttelt - nichts. Teilchen wurden gewellt und emittiert, der Kapitän blieb flüchtig. Herr Eugenius hatte dann tatsächlich einen seiner seltenen lichten Momente, als er – nach vielen komplizierten technischen Fehlversuchen – den Vorschlag machte, die Verpflegung des Kapitäns zu rationalisieren. Und siehe da – wenig später war nur noch ein Kapitän da, in altem vollen Glanze. Glanz, nun ja; zumindest an den Stellen seines Rockes, an denen er sich beim Essen die Hände abzuwischen pflegt.

Jetzt ist es an uns, Pläne zu schmieden, um das Geschehene in Ordnung zu bringen. Es ist unvorstellbar wichtig, die Teile des Quantendampfgenerators wieder zusammenzubringen. Zunächst müssen sie jedoch gefunden werden.

Man kann sich in frohen Farben ausmalen, was das wieder für mich bedeutet. Reisen per pedes, Wühlen im Dreck, man mag sich gar nicht vorstellen, an welch degoutanten Orten sich der Herr Nebelweide herumgetrieben haben mag.

Herr Eugenius hat sich nun erst einmal mit einem Glas und einer Flasche, von der ich mir sicher bin, daß sie Reinigungsmittel auf Spiritusbasis enthält, in eine Ecke des Raumes gekauert. Ich bin geneigt, sein unbewußtes Experiment genüßlich zu beobachten, werde aber wohl doch einschreiten, bevor es zu spät ist. Blind taugt er nicht mehr für die Suche, und so einfach lasse ich ihn nicht entrinnen.

Herr von Nankofen sitzt immer noch an der gleichen Stelle wie vor zwei Tagen, als ihn acht Kapitäne umlagerten. Auch seine Pose hat sich nicht verändert: die Stirn in die Hände gedrückt, die Ellbogen auf dem Tisch, starrer Blick auf die Tischplatte. Er singt auch immer noch leise sein Lied vor sich hin.

Ich selbst fühle mich nicht so gut, werde mich gleich zur Hausapotheke begeben. Ich kann Herrn von Nankofen aber nicht in seiner Verfassung einfach zurücklassen. Das hat niemand verdient. Ich werde dem Wirt ein paar Münzen zustecken mit der Bitte, sich Herrn Nankofens Leiden anzunehmen. Mit einem Schlauch, einem Trichter und einer Flasche 16 Million Reserve.